Zum Tode von Hans-Peter Dürr
Eine der großen Gestalten der Gegenwart ist aus dem Leben gegangen. Hans-Peter Dürr, Quantenphysiker und Philosoph, Brückenbauer zwischen Naturwissenschaften und Spiritualität, Zukunftsdenker und zivilgesellschaftlicher Aktivist, Träger des alternativen Nobelpreises und mit der Wissenschaftler-Vereinigung PUGWASH auch Friedensnobelpreisträger, ist im Alter von 84 Jahren nach langer Krankheit in München gestorben.
Welt als Beziehung
„Wir denken immer noch in den Strukturen des 19. Jahrhunderts und kleben an der Illusion, dass es mit List und Tücke gelingen wird, die Welt in den Griff zu bekommen. Wir haben lange genug an den Ästen gesägt, auf denen wir sitzen. Jetzt wird es Zeit, unseren Platz im Ganzen der Natur neu zu definieren und uns endlich als Teil eines Gesamtprozesses zu verstehen und damit die Chance zu ergreifen, dass jeder und jede von uns einen Teil dazu beitragen kann, das Lebendige lebendiger werden zu lassen.“
Prof. Hans-Peter Dürr:
"Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung - gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist."
"Die neue Physik macht deutlich, dass der Forscher selbst ein Teil dessen ist, was er erforscht."
"Die Quantenphysik sagt uns heute, dass es keine getrennten Teile gibt. Alles ist ins Unendliche ausgestreckt und im Hintergrund miteinander verbunden."
"Instabilität ist das Kennzeichen des Lebendigen. Nur aus einem instabilen Zustand, der kurzfristig zusammenbricht, können sich neue, hochentwickelte Strukturen bilden."
"Aus Sicht der Quantenphysik ist die Wirklichkeit kreativ, ohne Grenzen, offen, dynamisch und instabil - das unauftrennbare Ganze."