Zwangsehen sind wie Tumore... von Seyran Ates

Seyran Ates, 1963 in Istanbul geboren, lebt inzwischen mehr als dreißig Jahre in Deutschland. In ihrem Buch beschreibt sie ihre Lebenserfahrungen, in denen sich viele junge türkische Migrantinnen wieder finden. Seyran Ates, heute Rechtsanwältin und Autorin in Berlin, liest und diskutiert mit ihrem Publikum.

Seyran AtesIhre ersten Lebensjahre verbringt Seyran Ates in der Geborgenheit einer türkischen Großfamilie in Istanbul. Eines Tages verschwindet ihre Mutter, einige Monate später auch der Vater. Die Eltern sind als „Gastarbeiter" nach Deutschland gegangen, doch das erfährt Seyran erst viel später, als sie endlich nachkommen darf. Die deutsch-türkische Anwältin für Strafrecht kam als Sechsjährige nach Deutschland. Sie wurde nach traditionellen Regeln erzogen, darf das Haus nur für die Schulstunden verlassen und wird auf die Heirat mit einem türkischen Mann vorbereitet. Mit der Zeit glaubt sie „zwei Gesichter" zu haben, ein türkisches und ein deutsches. Mit 17 hält sie die Spannungen nicht mehr aus und läuft von zu Hause weg. Für die Familie ein Skandal, für Seyran ein erster Schritt in die Freiheit. Mit dem Studium erringt sie Anerkennung, entfernt sich gleichzeitig von dem strengen Elternhaus. In den 80er Jahren wurde sie bei einem Attentat auf ein Frauenhaus schwer verletzt.

In der Bundesrepublik leben derzeit drei Millionen Muslime. Sie besuchen Moscheen und viele leben auch sonst nach ihren Traditionen. Viele Türken sprechen nach wie vor nur ihre eigene Sprache, die Kinder sind an den deutschen Grundschulen überfordert. Die 41-Jährige ist in dieser "Parallelgemeinschaft" aufgewachsen und heute eine ihrer größten Kritikerinnen: "Auch die Deutschen selbst", so sagt sie, "sind mit ihrer übergroßen Toleranz für die Zunahme fundamentalistischer Strömungen hierzulande verantwortlich." Haben die türkischen Einwanderer in Deutschland eine "Parallelgesellschaft" errichtet?

Seyran Ates ist eine mutige und engagierte Kämpferin gegen die in ihrem Heimatland immer noch praktizierte Zwangsverheiratung junger Türkinnen.

Das Interview mit der Juristin und Frauenrechtlerin Seyran Ates in der Zeit vom 20.09.2012 über den Film 'Unschuld der Muslime' zeigt einmal mehr, mit welcher Denkgenauigkeit und mit welchem Unterscheidungsvermögen sie Situationen zu analysieren vermag.

 

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