"Tod eines Vogels"von Krishnamurti
Man sah einen Vogel sterben, den ein Mann geschossen hatte. Er war so ganz furchtlos geflogen, mit rhythmischem Flügelschlag, so schön, so frei. Und das Gewehr brachte ihn um. Er fiel leblos zur Erde. Ein Hund las ihn auf, und der Mann sammelte die anderen toten Vögel. Er schwatzte mit seinem Freund und schien ganz gleichgültig zu sein. Er war allein daran interessiert, eine bestimmte Anzahl von Vögeln zu schießen, und soweit war das erledigt, was ihn betraf. In der ganzen Welt töten sie. Die Wale, diese wunderbaren, großen Tiere des Meeres werden millionenfach getötet, und der Tiger und viele andere Tiere werden jetzt zu einer besonderen Spezies.
Der Mensch ist das einzige Tier, vor dem man sich fürchten muss. Während eines Aufenthalts mit meinem Freund oben in den Bergen kam vor einiger Zeit ein Mann und erzählte dem Gastgeber, dass letzte Nacht ein Tiger eine Kuh gerissen hatte, und ob wir den Tiger an diesem Abend gern sehen wollten? Er könnte das dann arrangieren. Er wollte in einem Baum eine Plattform errichten und eine Ziege daran fest binden, und das Meckern der Ziege, des kleinen Tieres, würde den Tiger anlocken, und so könnten wir ihn dann sehen. Wir weigerten uns beide, unsere Neugier so grausam zu befriedigen. Aber später an diesem Tag sagte der Gastgeber, dass wir den Wagen nehmen und in den Wald fahren sollten, um den Tiger doch noch zu sehen, falls möglich. Also fuhren wir gegen Abend in einem offenen Wagen mit Chauffeur viele Meilen weit in den Wald. Natürlich sahen wir erst nichts. Dann wurde es ziemlich dunkel, so dass die Scheinwerfer angemacht wurden. Als wir uns umwandten, war er plötzlich da. Er saß in der Mitte der Straße, als warte er darauf, uns zu empfangen. Es war ein sehr großes Tier, wunderschön gezeichnet, und seine Augen funkelten und schillerten im Scheinwerferlicht. Grollend kam er auf das Auto zu, und der Gastgeber warnte, als der Tiger nur ein paar Zentimeter von der ausgestreckten Hand entfernt vorüberging: „Nicht anfassen, er ist zu gefährlich und zu schnell, schneller als Ihre Hand.“ Aber man konnte die Kraft dieses Tieres, seine Vitalität spüren. Er war ein großer Dynamo an Kraft; und während er vorüberging, fühlte man sich stark zu ihm hingezogen. Dann verschwand er im Wald.
Anscheinend hatte der Freund schon viele Tiger gesehen. In seiner Jugend hatte er geholfen, einen Tiger zu töten, und seither hatte er die schreckliche Tat bereut. Grausamkeit in jeder Form verbreitet sich jetzt in der Welt. Wahrscheinlich war der Mensch niemals so grausam, so gewalttätig, wie er es jetzt ist. Die Kirchen und die Priester dieser Welt haben über Frieden auf Erden gesprochen. Vom Höchsten in der christlichen Hierarchie bis zum armen Dorfpriester wird davon gesprochen, dass man ein gutes Leben führen soll, nicht verletzen, nicht töten soll.
Die Buddhisten und Hindus früherer Zeiten sagten: „Tut keiner Fliege etwas zuleide, tötet nicht; denn ihr werdet im nächsten Leben dafür bezahlen müssen.“ Das war ziemlich grob, aber manche folgten diesem Geist, dieser Absicht, niemanden zu töten oder zu verletzen.
Doch in den Kriegen wird immer weiter getötet. So schnell tötet der Hund das Kaninchen. Oder der Mensch erschießt einen anderen mit seinen großartigen Vorrichtungen, und vielleicht wird er dann selber von einem anderen erschossen. Dieses Töten setzt sich seit Jahren, seit Jahrtausenden fort. Manche betrachten das als Sport. Andere morden aus Hass, im Zorn, aus Eifersucht, und der organisierte Mord mit Waffen verschiedener Nationen geht weiter.
Man fragt sich, ob der Mensch auf dieser schönen Erde jemals in Frieden leben wird, ohne auch nur das kleinste Etwas zu töten, ohne selber getötet zu werden oder ohne einen anderen zu töten, ob er je friedlich mit etwas Göttlichkeit und Liebe in seinem Herzen leben wird. In diesem Teil der Welt, den wir den Westen nennen, haben Christen vielleicht mehr getötet als irgend jemand anderes. Sie reden immer vom Frieden auf dieser Erde. Aber wenn man Frieden haben will, muss man friedlich leben, und das scheint ganz unmöglich zu sein. Es gibt Argumente, dass der Mensch seit jeher tötet und es immer so bleiben wird. Das ist eine sehr alte Geschichte. Das endlose Morden ist innerhalb eines akzeptierten Schemas trotz aller Religionen zu einer Gewohnheit geworden.
Neulich beobachtete man einen Rotschwanzhabicht, wie er hoch oben am Himmel ohne Flügelschlag mühelos kreiste, nur aus Spaß am Fliegen sich von der Luftströmung tragen ließ. Dann gesellte sich ein anderer zu ihm, und sie flogen eine ganze Weile gemeinsam. Das waren herrliche Geschöpfe am blauen Himmel, und es ist ein Verbrechen gegen den Himmel, sie in irgendeiner Form zu verletzen. Natürlich gibt es keinen Himmel. Der Mensch hat sich den Himmel aus Hoffnung erdacht, denn sein Leben ist zur Hölle geworden, ist endloser Konflikt von der Geburt bis zum Tod, ein Kommen und Gehen, Geld machen, endlos arbeiten. Dieses Leben ist zu einem Tummelplatz, zu einer Plage endlosen Strebens geworden. Man fragt sich, ob der Mensch, ob ein menschliches Wesen auf dieser Erde jemals friedlich leben wird. Konflikt ist eine Lebensart, sowohl unterhalb der Haut in der Psyche als auch außen in der Gesellschaft, die sich die Psyche erschaffen hat. Die Liebe ist wahrscheinlich ganz von dieser Welt verschwunden. Liebe setzt Großzügigkeit, Behutsamkeit voraus, dass man einander nicht verletzt, einen anderen nicht veranlasst, sich schuldig zu fühlen; dass man großzügig, höflich ist und sich so verhält, dass die Worte und Gedanken einem Erbarmen entspringen. Natürlich kann man nicht barmherzig sein, wenn man organisierten religiösen Institutionen angehört, großen, traditionellen, mächtigen, dogmatischen Institutionen, die darauf bestehen, dass man Glauben hat. Man muss frei sein, um lieben zu können. Solche Liebe ist kein Vergnügen, kein Verlangen, ist nicht Erinnerung an Dinge, welche vorbei sind. Liebe ist nicht das Gegenteil von Eifersucht, Hass und Zorn. Das alles mag ziemlich utopisch, idealistisch, wie etwas erscheinen, nach dem der Mensch nur streben kann. Aber wenn man das nicht glaubt, wird der Mensch fortfahren zu töten. Die Liebe ist wirklich so stark wie der Tod. Sie hat nichts mit Einbildung oder Sentimentalität oder Romantik zu tun und natürlich hat sie nichts mit Macht, Position, Prestige zu tun. Sie ist so still wie die Wasser des Meeres und so mächtig wie das Meer. Sie ist wie das strömende Wasser eines reichen Flusses, der ewig ohne Anfang und ohne Ende dahinfließt. Aber der Mensch, der die jungen Robben oder die großen Wale tötet, ist nur an seinem eigenen Lebensunterhalt interessiert. Er würde sagen: „Ich lebe davon, das ist mein Gewerbe." Ihn interessiert überhaupt nicht das, was wir Liebe nennen. Er liebt wahrscheinlich seine Familie, oder denkt, dass er sie liebt, und es ist ihm ziemlich egal, wie er seinen Lebensunterhalt verdient. Vielleicht ist das einer der Gründe dafür, warum der Mensch ein so zerrissenes Leben führt. Niemals scheint er das, was er tut, zu lieben, obgleich es ein paar Menschen gibt, die das tun. Wenn man von der Arbeit leben würde, die man liebt, wäre alles anders. Dann würde man die Gesamtheit des Lebens verstehen. Wir haben das Leben in Fragmente zerteilt: in die Geschäftswelt, in die Welt der Kunst, in die Welt der Wissenschaft, in die Welt der Politik und die der Religion. Wir scheinen anzunehmen, dass alles von einander getrennt ist und getrennt bleiben muss. So werden wir zu Heuchlern, indem wir etwas Hässliches, Korruptes im Geschäftlichen tun und dann nach Hause kommen, um friedlich mit der Familie zu leben. Das züchtet Heuchelei, einen zwiespältigen, unaufrichtigen Lebensstandpunkt.
Das ist wirklich eine wunderbare Erde. Dieser Vogel da oben auf dem höchsten Baum sitzt jeden Morgen dort, schaut auf die Welt hinab, passt auf, ob kein größerer Vogel kommt, ein Vogel, der ihn töten könnte, beobachtet die Wolken, die vorüberziehenden Schatten und die weiten Ausdehnungen dieser Erde, die Flüsse, die Wälder und die Menschen, die von morgens bis nachts arbeiten. Wenn man überhaupt nachdenkt, muss man psychisch voller Leid sein. Man fragt sich, ob sich der Mensch je wandeln wird oder ob es nur die wenigen, die sehr wenigen sein werden. Was für eine Beziehung haben die wenigen zu den vielen? Oder welche Beziehung haben denn die vielen zu den wenigen? Die vielen haben keine Beziehung zu den wenigen. Aber die wenigen haben eine Beziehung zu den vielen.
Während man neben einer Eidechse auf einem Stein sitzt und in das Tal hinabschaut, wagt man nicht sich zu rühren, denn davon könnte die Eidechse gestört werden oder Angst bekommen. Auch die Eidechse passt auf. Die Welt dreht sich weiter, erfindet Götter, folgt der Hierarchie von Gottes Repräsentanten; und aller Schein und Schande der Illusion wird sich wahrscheinlich fortsetzen. Die Tausende von Problemen werden immer schwieriger und verwickelter werden. Allein die Intelligenz der Liebe und des Erbarmens kann alle Lebensprobleme lösen. Diese Intelligenz ist das einzige Instrument, das sich niemals abnutzt oder sinnlos werden kann.
Stille Nacht, scheinheilige Nacht...
Alles schläft, einsam wacht, nur das Vieh im Schlachthof, nur das Ferkel in der Tierfabrik, nur das Huhn hinter Gittern, nur die enthornte Kuh an der Kette, nur das Mastkalb im finsteren Verlies, nur die Gans mit kranker Stopfleber, nur das Fohlen auf seiner Todesfahrt, nur das Pelztier im Käfig, nur das Versuchstier im Labor, nur die vom Menschen geschundene Kreatur...
Einsam wachen nur unsere gemarterten Mitgeschöpfe rund um die Welt, während wir Christen bei Kerzenlicht feierliche Weihnachtslieder singen...., während unsere Sprösslinge das traditionelle Krippenspiel mit Ochs und Esel spielen...., während wir uns den Bauch mit Leichenteilen von Ochs und Esel füllen, mit Spanferkel, Huhn und Gans.
Frohe Weihnachten!
Wir Wohlstandsmenschen sind zur „besinnlichen“ Weihnachtszeit mehr denn je von unserer Genußsucht besessen und in unserem Konsumrausch gefangen. Abermillionen Tiere der verschiedensten Art werden im Akkord für unsere Gaumenfreuden umgebracht und am Fließband festlich verpackt, um im Supermarkt tonnenweise als Weihnachtsdelikatessen angeboten zu werden. Wissen wir die Geburt des Christkindes im Stall zu Bethlehem - bei den Tieren - nicht sinnvoller zu feiern? Fragt überhaupt noch jemand nach dem Sinn, oder zählt nur noch Kommerz und Lifestyle? Bei Umfragen hat sich herausgestellt, dass Jugendliche das Weihnachtsfest nur noch mit vielen Geschenken und gutem Essen assoziieren!
"Die Welt ist voll von stummen Bitten, die von den Menschen nicht gehört werden. Es scheint unmöglich, diese stummen Bitten zu zählen. So viele sind es. Aber sie werden alle gezählt. Sie werden gebucht im Buche des Lebens." Manfred Kyber
An Weihnachten werden nicht nur Berge von Tierleichen verschlungen - ein Bombengeschäft für die Fleischindustrie, sondern auf vielen Wunschzetteln stehen auch lebendige Kuschel- und Schmusetiere, die in der Zoohandlung oder beim Züchter erhältlich sind. Diese beseelten, sensiblen Wesen können nach Belieben als Kumpel, Tröster, Therapeut oder Helfer eingesetzt oder auch ausgesetzt werden. Wie das Tier sich in der Rolle fühlt, in die es vom Besitzer gezwungen wird, interessiert kaum. Hauptsache, der Mensch profitiert vom Tier. Ein gigantischer Industriezweig sorgt dafür, dass mit Hund, Katz & Co. Gewinne in Milliardenhöhe erwirtschaftet werden.
«Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen wieder zurück.» Pythagoras
Frohe Weihnachten!
Und was ist mit den zahllosen Geschöpfen, die als „Nutztiere“ gebrandmarkt in Tierfabriken elendiglich dahin vegetieren bis zu ihrem gewaltsamen Tod! Wer denkt zur Weihnachtszeit - oder überhaupt zu irgendeiner Zeit - an diese Gepeinigten und Entwürdigten, die täglich auf den Tellern einer rapide wachsenden Weltbevölkerung landen? Wer hat eine Ahnung vom langen Leidensweg eines Hamburgers oder Schnitzels, einer Gänseleber oder eines Weihnachtsbratens? Weder im Elternhaus noch in der Schule wird das Leiden der Tiere für die Gaumenfreuden der Menschen je thematisiert. Aus diesem Grund haben wir das Schulprojekt "Tierethik im Unterricht" ins Leben gerufen, um Kinder und Jugendliche, die Erwachsenen von Morgen, für ihre Mitgeschöpfe zu sensibilisieren. Wir danken für Ihre finanzielle Unterstützung.
Tiere schützen und Tiere essen, wie geht das zusammen?
Weil selbst „tierliebende“ Menschen Tiere essen, hat sich eine ganz perfide Doppelmoral im menschlichen Bewusstsein eingenistet: Man kann doch Tiere lieben und schützen und sie trotzdem töten und essen. Nicht nur die scheinheiligen Lustmörder - wie etwa die Jäger und ihre Kommilitonen - frönen dieser Doppelmoral, sondern das ganze Volk samt seinen Politikern und Geistlichen. Selbst „Tierschützer“ verzehren ihre Schützlinge und denken sich nichts dabei! Und damit schon kleine Kinder sich mit dieser Doppelmoral arrangieren, dafür sorgt die Nahrungsmittelindustrie, indem sie bereits der Babykost Tierleichenteile beimischt. So sichert sie sich schon früh ihre zukünftige Kundschaft, denn sie weiß sehr wohl, dass Fleischgenuß süchtig macht. Fleisch ist entgegen allen Behauptungen kein unentbehrliches Nahrungsmittel, kein „Stück Lebenskraft“, wie uns die gewerbsmäßigen Ausbeuter der Tiere weismachen wollen, sondern ein Genußmittel, das krankmacht, wenn es im Übermaß konsumiert wird, wie dies heutzutage der Fall ist.
Ist Tierschutz letztlich für die Katz?
Noch nie gab es so viele Tierschutzorganisationen wie heute, die mittels Infoständen, Zeitungsannoncen, Radiosendungen, Internet, Protestmärschen, Mahnwachen, Gedrucktem und Gesprochenem auf das Verbrechen am Tier aufmerksam machen. Doch trotz all dieser Aktivitäten und der Abermillionen Spendengelder ist es bis heute nicht gelungen, auch nur ein einziges der Schandmale wie Tierversuche, Tierfabriken, Schlachthöfe oder Tiertransporte aus der Welt zu schaffen. Im Gegenteil: Das Tierleiden wächst und wächst ebenso rapide wie die Weltbevölkerung.
Wie innen, so außen
Bevor sich in der Welt etwas verändern kann, muss sich zuerst im menschlichen Bewusstsein etwas verändern. Wenn nur wenige Individuen in ihren Herzen Mitgefühl und Barmherzigkeit kultivieren und auf Gewalt verzichten, so genügt diese vereinzelte Geisteshaltung nicht, um Tierfabriken niederzureißen. Erst wenn der Geist vieler Gleichgesinnten sich zu einer großen, bewegenden Kraft zusammenballt, werden Schlachthöfe, Schlachtfelder und andere Mördergruben aus der Welt gefegt. Die Außenwelt ist immer ein Spiegelbild unserer Innenwelt. Statt zu verzweifeln, können wir mit Geduld und Ausdauer am Aufbau dieser transformierenden Kraft arbeiten. Wir können unseren Kindern und Enkelkindern Gewaltlosigkeit und Erbarmen vorleben und eine gesunde Ernährung ohne Tierleichen. Mit der Zeit wird das menschliche Bewusstsein sich so sehr verfeinern, daß es gar keine tierische Nahrung mehr begehrt. Dann werden viele Seuchen, Plagen und Leiden, die wir Heutigen aus Profitgier und Unwissenheit über die Erde und ihre Bewohner gebracht haben, heilen, und es wird endlich Weihnachten werden für Mensch und Tier!
„Liebe die Tiere, liebe jegliches Geschöpf und jegliche Dinge! Wenn Du alles liebst, so wird sich Dir das Geheimnis Gottes in allen Dingen offenbaren, und du wirst schließlich alle Welt mit Liebe umfassen!“ (Dostojewski)
Lasset daher die Geschöpfe frei,
dass sie sich in Gott freuen und den Menschen keine Schuld auferlegen.
Aus einen aramäischen Text und herausgegeben von Reverend G.J.Ousley
Und es geschah eines Tages, da Jesus seine Rede vollendet hatte, in einem Orte nahe von Tiverias, wo sieben Quellen sind, dass ein junger Mann ihm lebende Tauben und Kaninchen brachte, damit er sie mit seinen Jüngern verzehre. Und Jesus blickte den jungen Mann liebevoll an und sprach zu ihm:
„Du hast ein gutes Herz, und Gott wird dich erleuchten; doch weißt du nicht, dass Gott am Anfange dem Menschen die Früchte der Erde zur Nahrung gab und ihn nicht geringer machte als den Affen oder den Ochsen oder das Pferd oder das Schaf, dass er seine Mitgeschöpfe also nicht töten und ihr Fleisch und Blut nicht verzehren solle? Ihr wisset, dass Moses wahrhaftig befahl, solche Geschöpfe zu opfern und zu verzehren, und so tuet ihr im Tempel; aber siehe, ein größerer als Moses ist hier und kommet, die Blutopfer des Gesetzes und die Gelage abzuschaffen und wiederherzustellen die reine Gabe und das unblutige Opfer, wie es am Anfang war, nämlich die Körner und Früchte der Erde. Lasset daher die Geschöpfe frei, dass sie sich in Gott freuen und den Menschen keine Schuld auferlegen."
Und der Jüngling setzte sie in Freiheit und Jesus zerbrach ihre Käfige und Fesseln.
Auszug aus: Herzensbriefe von Isamar
Mensch und Tier entspringen derselben göttlichen Quelle.
Es ist erstaunlich, wie sehr der Mensch vergessen hat, dass die Welt der Tiere, sowie die der Pflanzen und des Mineralreiches derselben göttlichen Quelle entspringt wie die der Menschen. Der Umgang des Menschen mit dem Tierreich zeigt sehr deutlich und traurig auf, wie stark das menschliche Bewusstsein zu vergessen in der Lage ist.
Die meisten Menschen verdrängen schlichtweg die Tatsache, dass Tierwesen intelligente, vor allem aber uneingeschränkt fühlende Geschöpfe sind. Es gibt auf diesem Planeten Länder, in denen Tiere juristisch noch immer als Dinge gelten. Der rigorose, verachtende Umgang mit den Tierwesen zeigt sehr viel über die Art und Weise, wie der Mensch mit seinen Emotionen umzugehen pflegt. Verdrängung, Ignoranz und Arroganz oder emotionale Verniedlichung. So leiden oder sterben täglich unter größten Qualen kaum noch in Zahlen zu benennende Massen von Tieren. Auf der einen Seite, um die Fleisch-, Pharma- und Kosmetik-Industrie zu bedienen, auf der anderen Seite, um als Arbeitstier, Kuscheltier oder persönliches Spielzeug zu dienen.
Beides ist so verachtend unseren Tiergeschwistern gegenüber.
Der Umgang mit dem Tierreich ist ein Mahnmal für menschliches Bewusstsein.
Die Vorstellung, spirituelle Menschen würden sich da nicht mit einreihen, ist traurigerweise in den meisten Fällen eine bIoße Illusion.
Ein wahrhaft spiritueller Mensch kann nicht einfach so tun, als ob es diese ReaIität nicht gäbe und an alten Gewohnheiten festhalten. Dies ist kein Aufruf an spirituelle Menschen, in wilden Aktionismus zu verfallen, sondern eine Einladung, einmal ehrlich hinzuschauen, in wie vielen Bereichen sie dem Tierreich gegenüber blind geworden sind und sich somit in die Masse von Ignoranz, Verachtung und Lieblosigkeit einreihen.
Ein ganzer Mensch zu werden heißt, ausnahmslos alles zu integrieren und nichts aus dem Bewusstsein auszugrenzen. Ausgrenzung entspringt letztlich immer einer egoistischen Grundhaltung.
"ICH KENNE KEINE PFLANZEN-, VOGEL- ODER TIERART, die ausgerottet wurde, bevor der weiße Mann kam. Einige Jahre nachdem die Büffel verschwunden waren, gab es noch immer große Antilopenherden, aber die Jäger hatten kaum ihr Werk vollendet und die Büffel abgeschlachtet, als sie sich schon den Antilopen zuwandten. Heute gibt es Wild nur noch dort in größerer Zahl, wo es geschützt wird. Für den Weißen waren die heimischen Tiere ebenso wie die eingeborenen Menschen dieses Kontinents nur „Schädlinge“, die vertilgt werden mussten. Auch Pflanzen, die dem Indianer von Nutzen waren, wurden plötzlich zu „Schädlingen“ erklärt. Im Wortschatz der Lakota gibt es keinen Ausdruck, der der englischen Bedeutung dieses Wortes entspricht. Was die Beziehung zur Natur betrifft, so gab es zwischen der Haltung des Indianers und der des Weißen einen großen Unterschied; aus diesem Unterschied heraus wurde der eine zum Schützer und Bewahrer der Natur, der andere zu ihrem Zerstörer. Der Indianer und die anderen Geschöpfe, die hier geboren wurden und lebten, hatten eine gemeinsame Mutter - die Erde. Deshalb war er verwandt mit allem, was lebt, und er gestand allen Geschöpfen die gleichen Rechte zu wie sich selbst. Was mit der Erde verbunden war, liebte und verehrte er.
Die Haltung des Weißen war anders: Er verachtete die Erde und was sie hervorbrachte. Da er sich selbst für ein höheres Geschöpf hielt, nahmen die übrigen Geschöpfe in seiner Rangordnung eine niedrigere Stellung ein. Aus diesem Glauben heraus handelte er. Er maßte sich an, über Wert und Unwert des Lebens zu bestimmen, und so ging er schonungslos an sein Zerstörungswerk. Wälder wurden abgeholzt, der Büffel wurde ausgerottet, der Biber umgebracht und seine bewundernswert gebauten Dämme gesprengt, sogar die Vögel der Luft wurden zum Schweigen gebracht. Riesige grasbewachsene Prärien, die die Luft mit süßem Duft erfüllten, wurden umgeackert; Quellen, Bäche und Seen, die ich in meiner Kindheit noch kannte, sind ausgetrocknet und verschwunden. Ein ganzes Volk wurde gedemütigt und dem Tod preisgegeben. So ist der weiße Mann für alle Wesen auf diesem Kontinent zum Sinnbild der Vernichtung geworden. Zwischen ihm und dem Tier gibt es keine Verständigung, und die Tiere haben gelernt zu fliehen, wenn er sich nähert, denn wo er lebt, ist kein Platz für sie."
Luther Standing Bear